Performing Lectures

Performing Lectures
Donnerstag, 14. September 2006
um 20.30 Uhr im Atelierfrankfurt
Hohenstaufenstr. 13-25, 60327 Frankfurt


WAGNER-FEIGL-FORSCHUNG (D):
"Die Enzyklopädie der Performancekunst"



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ZUSATZMATERIAL:
ENZYKLOPÄDIE DER PERFORMANCEKUNST

Die Enzyklopädie der Performancekunst besteht aus drei Teilen:

1. Systematischen Katalogen von a) Materialien, die in der Performancekunst verwendet werden und b) Handlungen, die in Performances ausgeführt werden.
2. Dokumentationen in unbewegten und bewegten Bildern (Foto/Video), Sounds/Geräuschen und Text zu Materialien und Handlungen aus dem Bereich der Performancekunst.
3. Eine Sammlung von Essays zu spezifischen Themen und thematischen Verbindungen, die sich aus dem oben beschriebenen Zugang ergeben.

Die "Enzyklopädie der Performancekunst" ist keine weitere Geschichte der Performancekunst. Der empirische und strikt materialistische Zugang zielt darauf ab, einen kompletten und systematischen Überblick zu geben über Materialien und ihren Gebrauch in der Perfromancekunst sowie Handlungen und ihre spezifischen Qualitäten in der Performancekunst.
Der analytische Zugang auf "molekularer" Ebene - die genaue Untersuchung jedes einzelnen Materials/jeder einzelnen Handlung in ihren aller kleinsten Bestandteilen - wird überführt in die systematisch organisierten Kataloge, die die Beziehungen jedes einzelnen Elements zu allen anderen aufgeführten Elementen in den Katalogen offen legen.
Neben dieser kompletten Auflistung und dem dadurch erreichten Überblick zu Materialien und Handlungen verfolgt die "Enzyklopädie der Performancekunst" die Kreation einer (drei-dimensionalen) "Karte", die tieferes Verständnis ermöglicht gegenüber der (immmer schon gegebenen!) komplexen Beschaffenheit jedes einzelnen Materials und jeder einzelnen Handlung aus dem Bereich der Performancekunst.

Die Dokumentationen im zweiten Teil der Enzyklopädie unterstützt das vorgeschlagene Vorgehen. Wiederum wird der Fokus auf die einzelnen Elemente von Performances gelegt und nicht auf die Performances als Ganzes. Wird zum Beispiel unter dem Stichwort "Nagel" nachgesehen, finden sich eine große Anzahl von Foto-, Text-, Sound-, Videodokumentationen von Nägeln, die in Performances verwendet wurden. Was man hier nicht finden wird sind Dokumentationen von Performances, in denen Nägel verwendet wurden (die ohnehin auftauchen - aber welch ein Unterschied!).

Der wahre Wert und mögliche Gebrauch der Enzyklopädie wird nach den ausgreifenden Annäherungen in den systematischen Katalogen und der Dokumentations Sektion vervollständigt durch ein Sammlung von Essays, in denen die umfassenderen Bezüge gezogen werden zwischen der Performancekunst und a) den anderen Künsten und b) der Lebenswelt.

Die Tatsache, daß potentiell jedes vorstellbare Material, Werkzeug, "Ding" und all die unterschiedlichsten Arten eines möglichen Gebrauchs davon (zumindest möglicherweise) in der Enzyklopädie Aufnahme finden werden, deutet den umfassenden Zugang des Projektes an: Es handelt sich hier um nicht mehr und nicht weniger als einen Katalog der Welt, ihren Gebrauch und die darin liegenden Möglichkeiten.

Die Anwendung künstlerischer Strategien auf den analytischen Prozeß der Erstellung der "Enzyklopädie der Performancekunst" schließlich ermöglicht ein sehr differenziertes Verständnis der Performancekunst selbst. Indem Grenzen ausgedehnt werden und dem Verständnis von sowohl Kunst als auch Wissenschaft eine breitere Basis als gewöhnlich gegeben wird, kann die Performancekunst selbst als wissenschaftlicher Zugang zur Welt verstanden werden.